Alter(n)smanagement im Rettungsdienst
Was ist das denn? - Kurze Projektbeschreibung und Stand der Dinge
Nein, es handelt sich N I C H T um die Einführung der Altersteilzeit, auch wenn das mit dem Begriff "Alter(n)smanagement im Rettungsdienst" immer in Zusammenhang gestellt wird. Es geht hier auch nicht um eine Verlosung von Schonarbeitsplätzen, was auch schon mal vermutet wurde. Vielmehr dreht es sich um ein Projekt, das wir sehr spannend finden, das es so in dieser Form noch nicht gab und uns allen weiterhelfen könnte. Aber der Reihe nach...
Grundsätzlich zählt schon mal alles zum Alternsmanagement, was sich in irgendeiner Form mit den Maßnahmen beschäftigt, welche die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter erhöhen und erhalten können. Dazu gehören die Bereiche:
Arbeits(platz)gestaltung
Arbeitsorganisation
Personalmanagement
Gesundheitsförderung
Man sieht also schon hier, dass es sich beim Alternsmanagement eben nicht um "alte Leute" dreht, die man in den Ruhestand schickt. Es geht - ganz im Gegenteil - darum, uns alle möglichst lange fit und gesund in unserem Traumberuf zu halten. Dazu müssen wir nun mal schon in ganz jungen Jahren anfangen. Und nicht erst, wenn's zu spät ist.
Und da sich dieser Trend zunehmend fortsetzen wird, heißt das für uns alle:
Der Dienstbetrieb muss im Durchschnitt mit einer älteren Belegschaft sichergestellt werden.
Weniger Fachkräfte Rücken nach.
Die Arbeits- und Leistungsfähigkeit unserer Mitarbeiter muss langfristig erhalten bleiben.
Die Kernfrage lautet also:
Können wir die Arbeitsbedingungen so gestalten, dass unsere Kollegen gesund und fit bis 67 (oder länger) im Rettungsdienst arbeiten können / dürfen / wollen?
Seit Ende 2012 beschäftigen wir uns jetzt mit dieser Thematik und treffen uns dabei regelmäßig mit Vertretern aus Rettungsdiensten (meist DRK) aus ganz Deutschland, um hier an einer Lösung zu basteln, mit der wir dieser Entwicklung entgegentreten können.
Angefangen haben wir damit, erstmal Infos zu sammeln, wie es in unserem Rettungsdienst überhaupt aussieht. Dazu haben wir (vor allem unser Betriebsratsvorsitzender Andreas Keßler) einiges an Mühe aufwenden müssen, um die Altersstruktur innerhalb unseres Betriebes zu erfassen und zu bewerten.
Dabei ist aufgefallen, dass wir im Moment eigentlich eine "gesunde Mischung" haben - mit gut qualifizierten Berufseinsteigern und erfahrenen "alten Hasen". Leider kann man aber nicht davon ausgehen, dass diese Zusammensetzung der Belegschaft auch weiterhin so bleibt. Schon gar nicht, wenn gesundheitliche Probleme dazu führen, dass man womöglich noch vor der eigentlichen Rente aufhören muss.
Und auch die Fortschreibung des "Mittelbaus" durch nachrückende junge Fachkräfte erfordert es nun mal, dass unsere Berufseinsteiger nach ihrer Ausbildung zum Rettungsassistent (bzw. Notfallsanitäter, wer weiß, was noch kommt) bei uns auch langfristig beschäftigt bleiben. Also müssen hier strukturelle Voraussetzungen geschaffen werden, um alle Altersbereiche ausreichend abzudecken.
Eine Hauptmotivation unseres Projekts liegt auch in der Untersuchung, welche Voraussetzungen der Arbeitsplatz selbst erfüllen muss, um die Gesundheit der Mitarbeiter nicht negativ zu beeinträchtigen. Und wenn man da mal genauer hinschaut, stellt man fest, dass sich da gerade in unserem Kreisverband doch einiges getan hat. Auch wenn sich der eine oder andere schon mal beim Rumnörgeln ertappt, so muss bei ehrlicher Betrachtung doch die Erkenntnis kommen, dass sich die Arbeitsbedingungen insbesondere in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert haben. Hier nur einige Beispiele:
Der Arbeitskreis Ergonomie hat gemeinsam mit den Kollegen der Feuerwehr und der Uni Siegen dafür gesorgt, dass die am wenigsten belastenden Einsatz-Hilfsmittel beschafft und eingesetzt werden (Stollenwerk-Rolltrage, Striker-Tragestuhl, Tragehilfen etc.) Ein spezielles Einsatzfahrzeug für besonders schwere Patienten wurde ebenfalls eingerichtet. Zudem sind permanent Maßnahmen zur Optimierung der persönlichen Schutzausstattung zur Vermeidung von Gefährdungen und Verletzungen im Gange.
Der Arbeitskreis Rettungsdienst kümmert sich um den individuellen Gesundheits- und Arbeitsschutz. Dabei werden Fehler- und Rückmeldungen analysiert und konstruktiv verarbeitet.
Das PSU-Team sorgt für ein breit gefächertes Angebot, das jedem Mitarbeiter zugänglich ist. Da jeder Vorgang nun mal individuelle Betreuung und Diskretion beinhaltet, findet hier natürlich keine auswertbare Analyse statt. Die seelische Gesundheit der Einsatzkräfte ist es aber sicherlich wert.
In Form einer Mitarbeiterbefragung haben wir in 2013 erstmals der Zufriedenheit der Belegschaft auf den Zahn gefühlt. Die Befragung ist von einem erfahrenen Institut vorgenommen und ausgewertet worden. Die Ergebnisse sind hier im internen Bereich zu finden. Sicherlich lassen sich auch hier Rückschlüsse auf notwendige Verbesserungen ziehen.
Im Rahmen des QM-Systems wird konsequent dafür gesorgt, dass die Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter mit den allgemeinen Unternehmenszielen in Einklang gebracht werden. Durch regelmäßige Auditierungen wird sichergestellt, dass Maßnahmenpläne und auch Korrekturen nachhaltig vorgenommen werden.
Ein ganz großes Aufgabenfeld nimmt die Gesundheitsförderung ein. Zum einen ist hier natürlich ein entsprechendes persönliches Gesundheitsbewusstsein erforderlich, um sich dazu zu motivieren, sich selbst etwas gutes zu tun.
Andererseits hat natürlich auch der Arbeitgeber ein nicht unwesentliches Interesse daran, seine Mitarbeiter fit zu halten und ist durchaus bereit, dies zu unterstützen. Als Beispiel sei hier nur auf den jährlichen Firmenlauf hingewiesen. Der Kreisverband übernimmt die Startgebühren (inkl Teinehmershirt) und auch die Kosten für das DRK-Laufshirt.
Im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung haben wir eine ganze Reihe von Ideen gesammelt, die wir verfolgen und an der entsprechenden Realisierung arbeiten. Dies ist mitunter langwierig und oftmals nicht so einfach. Schließlich müssen vielfach organisatorische, finanzielle und manchmal auch rechtliche Hürden überwunden und geklärt werden, bevor es dann wirklich losgehen kann.
Wie Ihr seht, handelt es sich schon um ein recht komplexes Aufgabengebiet. Daher bitten wir um ein klein wenig Geduld. Wir werden aber versuchen, Euch nach und nach zu informieren, wie so gerade der Stand der Dinge ist.
Übrigens: Fragen, Anmerkungen und Anregungen nehmen wir gerne entgegen: Schickt uns einfach ne Mail unter amirdrk-siegen-wittgenstein.de
Wir freuen uns, wenn Ihr uns damit Euer Interesse am Projekt verdeutlicht. Und meist ist es ja auch so, dass einer einen kennt, der einen kennt, der... uns allen hier und da etwas weiterhelfen kann.